Go Big or Go Home
Nachdem sich sowohl die Geschäftsführer der Unternehmen als auch Investoren fast vollständig um 14 Uhr in den Räumlichkeiten des Katanas eingefunden hatten, startete die eigentliche Veranstaltung der Pitch Club mit einer 30-minütigen Verspätung, da noch auf einige Spätankömmlinge auf Investorenseite gewartet wurde.
Die Zeit wurde überbrückt, indem die Organisatoren den Ablauf erläuterten, die Philosophie und Intention der Veranstaltung erklärten und nicht zuletzt den Sponsoren der Veranstaltung dankten. Hier ist insbesondere die QUIRIN BANK zu nennen, die in Person von Frau Steinmann – Direktor Private Banking und Niederlassungsleiterin Frankfurt – vertreten war. Der BUSINESS PUNK, ein vierteljährlich erscheinendes sehr gut recherchiertes Magazin, das insbesondere die nationale, aber auch internationale VC und Startup Szene beleuchtet, konnte als Media Partner präsentiert werden. Zudem wurde die Veranstaltung von BRAINARTIST – dem Spezialisten für alle Themen rund um das Thema Brand, Retail und Corporate – unterstützt. Die Agentur rund um Ralf Kaufmann blickt auf jahrelange Erfahrung zurück – sowohl mit namhaften Großunternehmen wie Nike, Red Bull oder Procter & Gamble, als auch zahlreichen Startups. Schließlich ging noch ein besonderer Dank an die Club-Managerin des Katanas, ATHENA ARMSTRONG, die als gute Seele des Ladens mit den Organisatoren und Technikern die Veranstaltung äußerst professionell vorbereitet hat und insbesondere auch den geschäftsführenden Gesellschafter und Multi-Unternehmer des Katanas JAN MAI, der die Veranstaltung mit ermöglicht hat, da ihm zum einen die Idee solch einer Veranstaltung sehr sympathisch erschien und er zum anderen auch das Potential einer solchen regelmäßig stattfindenden Veranstaltung in der sehr fragmentierten Frankfurter Startup Szene erkannte.
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Unternehmen
Als erstes Unternehmen ging dann MICHULKE & RINGSDORF INVESTMENTTECHNOLOGIES, ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen auf die Bühne und einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, Bastian Ringsdorf, betrat den Pitch Club Ring. MRI erschafft völlig autonome selbstadaptive Systeme, u.a. durch neuronale Netze, Vektoren auf Grundlage von künstlicher Intelligenz, die dazu in der Lage sind Verkehr, Wetter, Börsenkurse und dies ist momentan das Hauptgeschäftsfeld Energiemärkte insbesondere im 1-40 Tageszeitraum sehr genau zu prognostizieren. Dazu werden über Nacht bis zu 500.000 Modelle generiert, die bei jedem Backtest wiederum verfeinert werden bis die gewünschte Prognosesicherheit gewährleistet ist. Das Unternehmen, das 2013 beim „Best In Big Data“ Award als Finalist glänzte und mit Prof. T. Füg von der Universität Dortmund sehr eng kooperiert, existiert bereits seit zwei Jahren als S.a.r.l., das luxemburgische Äquivalent zur deutschen GmbH, und generierte Umsätze in Höhe von EUR 600.000,- in den vergangenen zwei Jahren bei einer durchschnittlichen Netto-Marge von 40 %. Fünf Kunden zeichnen sich für den bisherigen Umsatz verantwortlich, wovon der Großkunde die Energiehandelsgesellschaft EHW mit EUR 20.000,- monatlich 80 % des Umsatzes generiert. Das Team ist auf der Suche nach klassischem Wachstumskapital, insbesondere für Technik- und Vertriebsausbau. Auf einer Bewertungsbasis von EUR 3 Millionen wäre man bereit 25 %, präferiert an einen strategischen Investor, abzugeben.
Nach ca. 35min betrat dann SECRETCALLS, momentan ein noch nicht ausgegliedertes Unternehmensbereich der H2 Quadrat und deren geschäftsführender Gesellschafter Thomas Hartung den Pitch Club Ring. Der Unternehmensbereich, der von zwei aus dem Militärbereich stammenden Kryptologen und Thomas Hartung vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, hat eine App für abhörsichere Telefonie auf Android und IOS-Basis programmiert, die nun im Endkunden Bereich erfolgreich die Betaphase durchlaufen hat und unter Cryptocall im Unternehmenssegment als Komplettlösung bereits erfolgreich fünfmal an Unternehmen für einen mittleren fünfstelligen Betrag veräußert wurde. Die Technologie basiert auf einer 256Bit AES Verschlüsselung, die bis heute noch nicht geknackt worden ist und zudem dynamisch alle 5 Sekunden die Verschlüsselung wechselt. Die Abgrenzung zur Konkurrenz erfolgt über technologischen Vorsprung und daraus resultierende höherer Sicherheit für den Endkunden. Wettbewerber, wie die beispielsweise vor kurzen an Blackberry veräußerte 3 Gesellschaft Secusmart, benutzen „nur“ eine statische 128Bit Verschlüsselung und sind auf Blackberry begrenzt, ein andere Wettbewerber benutzt dagegen ein sehr abgeschlossenes/zugeschraubtes Android System, das zwar die 256Bit-Verschlüsselung nutzt, allerdings nur statisch ohne dynamischen Schlüsselwechsel. Allein die Anschaffung eine solchen Smartphones der Mitbewerber schlägt mit EUR 1.700,- bis EUR 2.500,- je nach Anbieter zu Buche. Bei Secretcalls dagegen soll es für das Endkundengeschäft eine App geben, die ca. EUR 10,- pro Monat kosten soll und mit welcher zukünftig auch „Pay per Call“ und „Prepaid“ Lösungen realisiert werden sollen. Momentan wird die Lösung nach dem erfolgreichen Abschluss der Beta-Phase für EUR 99,- monatlich angeboten. Eine breit angelegt Werbekampagne über europäische Spitzenmultiplikatoren wird momentan vorbereitet und soll die Markterschließung beschleunigen. Die benötigten EUR 1,5 Mio. werden für Marketing, Vertrieb, und insbesondere für die Weiterentwicklung der Technologie durch Programmierer benötigt. Nach einer 20min Präsentation und einer sehr kritischen Fragenrunde, u.a. wurde das fehlende BSI (Bundesamt für Sicherheitstechnik in der Informationstechnologie) Sicherheitszertifikat bemängelt, obwohl dies gerade, da der BSI eine „Backdoor“ inoffiziell verlangt, eher eine zusätzliche Abgrenzung zum Wettbewerb darstellt, stieg der nächste Teilnehmer in den Pitch Club Ring.
Gegen kurz vor 16 Uhr betrat der Honorarprofessor Dr. Harald Jossé die Bühne und stellte seine contentbasierte Allergieplattform MEIN-ALLERGIE-PORTAL vor, das Lösungen rund um das Thema Allergien von Lebensmittelallergien über Neurodermitis bis hin zu Heuschnupfen bietet. Das Portal, welches er zusammen mit seiner Frau als GbR betreibt, informiert ganzheitlich und neutral – was auch eine Abgrenzung und das Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz darstellt – über Hotels, Restaurants, Rezepte, Fachärzte und Experten in der Nähe, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Vorträge. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass dieses Portal die Lebensqualität von Betroffenen erhöhen soll, indem es Themen rund um das Gebiet sehr überschaubar bündelt, stets auf dem aktuellen Stand ist und Betroffenen mühsame Recherchearbeit erspart.
Seit Start der Online Seite im April 2013 konnte die Reichweite der Plattform kontinuierlich bis Juni 2014 auf 60.000 Besucher pro Monat eindrucksvoll gesteigert werden. Für Juli 2014 wird laut Hochrechnung zur Monatsmitte eine weitere Steigerung um 10.000 auf 70.000 Besucher pro Monat erwartet. Die Anzahl der Allergiker und Intoleranten wird deutschlandweit zwischen 25 und 35 Millionen Menschen beziffert. In den DACH-Ländern wird von 50-70 Millionen Betroffenen ausgegangen. Weltweit ist laut WHO eine Quote zwischen 30 % und 50 % der Weltbevölkerung realistisch. Somit ist enormes Expansionspotential vorhanden. Als Adressaten für klassische Online Werbung kommen u.a. die Reisebranche, Industrie, Pharma und der Handel in Betracht. Neben klassischer Online Werbung, sind Provisionen aus Affiliate Marketing sowie Premium Contentdienste als auch das Veranstalten von Messen- und Events potentielle Monetarisierungsmöglichkeiten. Geplant ist eine Finanzierungsrunde im August 2014 in Höhe von EUR 600.000,- und eine weitere im Mai 2015 in Höhe von EUR 900.000,-. Das Geld wird hauptsächlich für Marketing, Vertrieb und IT verwendet sowie für die wichtige Übersetzung der Seite und des Inhalts ins Englische, um die Expansion voranzutreiben.
Nach einer guten halben Std. und leider nicht mehr allzu viel Zeit für Fragen, die eigentlich im Fokus des Pitch Club stehen sollten, betrat dann das vierte Unternehmen den Ring. Andreas Jung, Gründer und Geschäftsführer der seit Februar gegründeten Firestarter UG, die den STARTERSTORE betreibt, präsentierte den Riesen Boom von Crowdfunding anhand der weltweit größten Plattform, Kickstarter.com aus den USA, die bereits Produkte und Ideen im Gegenwert von USD 1 Milliarden zusammen mit Ihren Usern, auch Backer genannt, finanziert hat. Diese Investoren erhalten im Gegenzug für Ihr finanzielles Engagement das entwickelte Produkt bei Erreichen der FundingSchwelle, d.h. des minimalen Betrags der zur Produktion notwendig ist. Falls diese Schwelle nicht erreicht wird, bekommen die User Ihr Geld zurück und das Vorhaben wird nicht realisiert.
Zunächst wurden kuriose Produkte, wie z.B. ein mit einem Elektromotor betriebenes Skateboard oder ein Teleskop für den Weltraum für jedermann vorgestellt. Abschließend wurden dann die Bestseller, die bis zu 100 mal der angeforderten Summe finanzieren konnten, in dem konkreten Fall eine Digitaluhr, die sich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lässt und u.a. auf Benachrichtigungen, E-Mails und Anrufe hinweist, kurz und bündig vorgestellt. Danach erfolgte die Überleitung zum eigentlichen Geschäftsmodell des Starterstores. Eben diese Crowdfunding Produkte werden von dem Online-Shop weltweit vertrieben. Somit ersparen sich Käufer insbesondere Ärger mit dem deutschen Zoll, erhalten deutsche Gewährung und europäisches Widerrufsrecht und sind befreit von langwierigen Lieferzeiten. Zudem sparen die Kunden noch Geld, da Zollgebühren und hohe Versandkosten wegfallen.
Die Monetarisierung erfolgt selbstredend über den Verkauf der angebotenen Produkte, wobei die Profitmarge durch Mengenrabatte und ein ausgeklügeltes Einfuhrsystem optimiert wird, obwohl der Endkunde letztendlich zumeist weniger als bei Direktbestellung im Land des Herstellers, oftmals Japan und USA, bezahlt. Zu einem späteren Zeitpunkt bei suffizienten Seitenaufrufen pro Monat werden klassische Online Werbung und Provisionen aus Affiliate Marketing zusätzliche Einnahmenströme bilden. Die Visitors und Kunden werden hauptsächlich über Social Media Kampagnen generiert. Neben Andreas Jung kümmern sich zwei weitere Geschäftspartner um die Bereiche Finanzen, Logistik, Einkauf, Marketing und IT. Die insbesondere im Online-Versandhandel kostenaufwendige Auslieferung und Retoure von Waren ist an einen externen Dienstleister komplett ausgegliedert. Für das erste Geschäftsjahr ist ein Umsatz von EUR 200.000,- geplant, im fünften Jahr sollen bereits EUR 12 Millionen umgesetzt werden. Eine Beteiligung kann in diesem frühen Stadium noch individuell verhandelt werden.
Nach bereits 15min, da die Vorbereitung für die ab 18 Uhr startende After Work bereits im Gange waren und bei den ersten Präsentation die Präsentationsdauer relativ flexibel gehandhabt wurde, betrat vielleicht das interessanteste, zumindest dem Investoreninteresse nach zu urteilen, Startup den Pitch Club Ring.
Die HONESTLY MT GMBH aus Heidelberg, die innovative Martkforschungstools per Smartphone, Tablet und Terminal anbietet und die individualisierbare Aufbereitung für den Kunden übernimmt. Das Unternehmen ist bereits Cash-Flow-positiv, hat soeben einen hochdotierten europaweiten Vertrag mit der Lufthansa und deren Business Lounges abgeschlossen und sucht aktuell zur Beschleunigung des Wachstumskurses eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von EUR 1,5 Millionen. Hinter Honestly stecken der Gründer und CMO Mateo Freudenthal, der als „Vertriebsmaschine“ fungiert und auch präsentierte sowie der CEO und Verantwortliche für die Technologie Sven Bläse. Darüber gehört der Geschäftsführung noch der CTO an, der sich für die rechtlichen Bereiche verantwortlich zeichnet.
Nachdem Honestly somit den ersten Pitch Cub gegen ca. 17 Uhr beschloss, ging die Veranstaltung in den informellen, gemütlichen Teil des Abends über. Bei ersten kühlen Drinks konnte die Zeit zwischen offiziellem Beginn der After Work Veranstaltung um 18 Uhr für netzwerken und das Vertiefen der Gespräche zwischen Investoren und Unternehmen genutzt werden. Auch die Organisatoren des Pitch Clubs nutzten den Ausklang, um u.a. Feedback zu ersten Veranstaltung zu bekommen, aber auch konkret die Unternehmen mit den Investoren zusammen zu bringen. Die letzten Investoren verließen den Ring nach Mitternacht.